A1 "Aeneas verlässt das zerstörte Troja" - S. 101
Wie Vergil, ein adliger Dichter, erzählt, war Aeneas der
Sohn des Anchises, eines sterblichen Mannes und Venus, einer unsterblichen
Göttin. Zehn Jahre verteidigte er mit anderen tapferen Männern Troja vor dem
heftigen Angriff der Griechen. Nachdem schließlich die unglückliche Stadt nach
dem Beschluss der unsterblichen Götter erobert und zerstört worden war, entfloh
Aeneas auf Befehl seiner Mutter Venus dem ungeheuren Blutbad und verließ mit
seinem Vater Anchises, seinem Sohn Iulus und wenigen tapferen Verbündeten das
Vaterland.
Die Trojaner segelten mit schnellen Schiffen nach Thrakien. Aber durch ein böses Omen wurden sie von
diesem Ort abgeschreckt; so eilten sie zu anderen Gebieten und anderen Inseln
an. Endlich befahl Apollo durch ein Orakel, die "alte Heimat" zu suchen.
Lange beratschlagten sie über diese Worte; endlich sagte
Anchises: "Ich glaube, dass Italien die alte Heimat ist, denn das Gerücht besagt,
dass aus diesem Land Dardanus, der Vorvater der Trojaner, einst nach Asien kam.
Darum eilt nach Italien!“
A2 "Wie soll die Irrfahrt weitergehen?" - S. 102
Lange wollten die Trojaner die Worte des Anchises nicht
glauben. Sie sagten dem Führer Aeneas: „Willst du etwa, dass wir durch neue
Gefahren gehen, Aeneas? Wann werden endlich die Gefahren, die Mühen, das Elend
beendet werden (= ein Ende haben)?“ Aber Aeneas sagte „Verzweifelt nicht an der
Rettung, Freunde! Will der beste, größte Jupiter etwa nicht, dass wir nach
Italien streben und dort eine neue Heimat haben? Wollte er uns aus diesem Grund
von Thrakien abschrecken? Die Götter wollen uns retten. Ich bin überzeugt.“
Die Trojaner gehorchten den Worten Aeneas und lichteten die
Anker. Schon waren Sizilien und Italien vor den Augen, schon glaubten sie, dass
die Irrfahrten beendet seien, als plötzlich ein riesiges und furchtbares
Gewitter die kleine/arme Flotte überfiel. Mit großen Schäden an den Schiffen gelangten
die unglücklichen Trojaner zur Küste Afrikas. Sie wurden aber von den
Einwohnern und von Dido, ihrer Königin, mit Wohlwollen aufgenommen. Die Königin sagte: „Auch wir wurden aus unserer Heimat in Asien gelegen
vertrieben (= …Heimat, die in Asien liegt). Wir werden hier eine neue Stadt und
eine neue Heimat erbauen. Ihr seht, dass wir schon mit Arbeiten und Bauen
beschäftigt sind. Karthago wird der Name unserer Stadt sein. Ich heiße euch
willkommen. Aber sagt (mir): Wollt ihr nicht lieber mit uns eine neue Heimat gründen/erbauen
als durch neue Gefahren zu gehen (als neue Gefahren auf euch zu nehmen)? Ich
bin überzeugt, dass die Götter, die eure Schiffe zur Küste Afrikas getrieben
haben, es wollen.“
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