A1 "Eine schmerzliche Trennung" - S. 106 - 107
Die Trojaner, die von der Königin mit viel Freundlichkeit begrüßt wurden, betraten gerne die Stadt und das Haus der Königin, wo Dido Aeneas und seinen Verbündeten ein großes Gastmahl zubereitete.
Aeneas erzählte auf Befehl der Königin vom traurigen Untergang Trojas, den langen Irrfahrten und den großen Gefahren. In der Erzählung konnte er kaum die Tränen zurückhalten.Die in Liebe zu dem hervorragenden Manne entflammte Dido hoffte und wünschte, dass Aeneas ihr Ehemann werden würde.
Auch Aeneas, der durch die Freundlichkeit der schönen Königin bewegt worden war, gedachte, mit den Trojanern in Karthago zu bleiben.
Aber Merkur, der Bote der Götter, der von Jupiter geschickt wurde schalt Aeneas aus: „Hast du etwa die Pflicht/den Dienst und das Pflichtgefühl gegenüber der Macht der unsterblichen Götter vergessen (wörtlich: "aus der Erinnerung abgelegt")? Oder weißt du nicht, dass Jupiter deinem Geschlecht die Herrschaft über Italien, ja sogar die Herrschaft über den gesamten Erdkreis versprochen hatte? Bewegt dich etwa nicht der Ruhm der ganzen Sachen? Jupiter befiehlt dir, sofort die Anker zu lichten.“
Aeneas, obwohl er von Furcht und Traurigkeit gequält wurde, gehorchte und verließ Afrika. Die unglückliche Dido nahm sich das Leben, da alle Hoffnung verloren("hinabgeworfen") war.
Endlich gelangte Aeneas an die Küste Italiens; er besuchte
Sibylla, eine hochberühmte Prophetin.
Sie wurde von Aeneas zu der Zukunft der Sachen befragt und befahl ihm, in die
Unterwelt zu steigen: „Dort wird der Geist deines Vaters Anchises deine Zukunft
vorhersagen.“
Aeneas, der mit einem goldenen Zweig eines heiligen Baums
ausgerüstet war, begann den Weg in das schreckliche Haus der
Unterwelt. Dort fand er, von Sibylla durch den traurigen und schreckerfüllten
Ort geführt, endlich den Geist des Vaters. Er zeigte dem Sohn, nachdem er von
vielen zukünftigen Kämpfen und Gefahren erzählte, den Geist des Romulus, den
zukünftigen Gründer der Stadt Rom. Er zeigte ihm schließlich den Geist des
Kaisers Augustus: „Diesen Mann“, sagte er, „der aus deinem Geschlecht stammt,
hat Jupiter dem römischen Volk versprochen. Einst wird er auf dem von ihm unterworfenem Erdkreis ein goldenes Jahrhundert
gründen.“
Aeneas fand die Heimat, die so lange gesucht wurde, in Latium.
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